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Gesundheit Infrarot 225

Linke Massnahmen in der Coronakrise

Die Pandemie ist nicht vorbei, ganz im Gegenteil: Welle um Welle schwappt durch das Land. Täglich stecken sich Menschen mit COVID-19 an – unternommen wird nichts. Zwei Jahre Pandemie haben gezeigt: Bund und Kantone schaffen es nicht, solche Krisensituationen angemessen zu bekämpfen. Stattdessen gewichten die Regierungen das Wohlergehen der Privatwirtschaft höher als Menschenleben. Seit die Omikronvariante das Infektionsgeschehen dominiert, haben die Regierungen jeglichen Anspruch verloren, die Pandemie in den Griff zu kriegen.

Einerseits führen die regelmässig auftauchenden Wellen zu vielen Ansteckungen, die auch bei einer weniger tödlichen Mutation das sowieso bereits überlastete Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze treiben. Andererseits sind die gesundheitlichen Folgen auch bei “milden” Verläufen nicht zu vernachlässigen. Laut Schätzungen des BAG leiden 25% der Erkrankten 6 Monate später noch an Long-Covid-Symptomen.
Ebenso wenig wie die Pandemie vorbei ist, kann sich auch die Politik nicht aus der Verantwortung ziehen, Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu ergreifen. Wie auf einer realpolitischen Ebene von Links reagiert werden sollte, wird im Folgenden aufgezeigt.

Infrastruktur: Gute Luft für alle
In Schulen, Hochschulen und öffentlichen Räumen muss auf genügend Frischluftzufuhr geachtet, Luftfilter müssen installiert werden. Der Bund muss schnellstmöglich ein Aktionsprogramm zur Beschaffung und Inbetriebnahme solcher Filter auflegen. Die Filter in Fahrzeugen des ÖV müssen ebenfalls auf den bestmöglichen Stand gebracht werden. Diese Massnahmen werden auch noch dann nützen, wenn die Pandemie überstanden ist, da auch die Verbreitung anderer, über die Luft übertragbarer Krankheiten gebremst wird und eine bessere Luftqualität gerade in der Schule beim Lernen hilft.

Wiedereinführung von Infektionsschutzmassnahmen
Die Infektionszahlen werden auch diesen Winter erneut stark steigen. Es muss gehandelt werden, bevor die Betten auf den Intensivstationen wieder überfüllt sind. Darum gilt es, gewisse Corona-Massnahmen aus den vergangenen Jahren wieder einzuführen, wie beispielsweise die Maskenpflicht in allen öffentlichen Innenräumen und im ÖV. In Einrichtungen des Gesundheitswesens muss eine FFP2-Maskenpflicht eingeführt werden. Weiter müssen Vorkehrungen getroffen werden, um wieder systematische PCR-Tests, insbesondere an Schulen, durchzuführen. Diese Infrastruktur kann auch für kommende Pandemien einsetzbar bleiben.

Isolationspflicht ist Arbeiter*innenschutz!
Eine Studie aus Deutschland zeigt: Fast jede*r zehnte COVID-Infizierte geht trotz hohem Infektionsrisiko zur Arbeit. Der Druck auf Seite der Unternehmen ist gross und seit der Aufhebung der Isolationspflicht wird mehrtägiges Wegbleiben vom Arbeitsplatz aufgrund einer COVID-Infektion ohne Krankheitszeugnis oft nicht akzeptiert, ein positives PCR-Testresultat reicht dafür nicht aus. Verheerend: Risikopatient*innen können sich auch an ihrem Arbeitsplatz nicht im Geringsten sicher fühlen. Deshalb ist eine Wiedereinführung der Isolationspflicht unumgänglich. Ausserdem muss dafür gesorgt werden, dass Angestellte mit einem positiven PCR-Test im Home-Office arbeiten dürfen, um sich und Mitarbeitende zu schützen.

Long Covid bekämpfen
Long Covid zerstört Leben. Betroffenenberichte gibt es unzählige – offizielle Zahlen keine. Die Schweiz hat es bis jetzt verpasst, ein Patientenregister anzufertigen. So kann nur anhand von Erhebungen aus anderen Ländern vermutet werden, wie viele Menschen hierzulande betroffen sind. Mal wird hierzulande von 73’000, mal von 500’000 Long-Covid-Erkrankten gesprochen. Die Folge: ohne Betroffenenzahlen kein ausreichendes Behandlungsangebot. Betroffene werden von Versicherungen praktisch immer im Stich gelassen – im Jahr 2021 wurde nur bei 3% der angemeldeten Long-Covid-Fälle eine IV-Rente gesprochen, viele der restlichen Erkrankten wurden aus ihrem Job entlassen. Es braucht deshalb eine Long-Covid-Taskforce, wie es Ärzt*innen und Betroffene fordern. Zusätzlich müssen Spezialkliniken zur Behandlung und Rehabilitation von Long Covid eingerichtet werden.
Um die Stigmatisierung von Betroffenen zu vermindern, muss Long Covid als Krankheitsbild neuroimmunologischer Ursache anerkannt werden. Zudem braucht es eine breite wissenschaftsbasierte Informations- und Sensibilisierungskampagne für die Öffentlichkeit. Um die Forschung bezüglich Long Covid voranzutreiben, muss sich die Schweiz an der Datenaustauschplattform der WHO beteiligen.

Effektive Behandlungsmethoden einsetzen
Neue Studien zeigen: Das COVID-Medikament Paxlovid kann durch frühzeitige Anwendung das Risiko von schweren Krankheitsverläufen bei Ü65-jährigen um 70-80% senken. Trotz genügend Vorräten wird das Medikament hierzulande noch zu wenig verwendet. Es braucht eine angemessene Sensibilisierung der Ärzt*innen, damit das geändert werden kann.
Ständige Mutationen verringern den Impfschutz. In der EU wurde deswegen bereits ein Booster-Impfstoff gegen die momentan dominierenden COVID-Varianten BA.4 und BA.5 zugelassen, nicht aber in der Schweiz: Heute wird lediglich der Boosterimpfstoff-BA.1 verimpft. Die Schweiz muss der EU unbedingt folgen und die neuere Variante des Booster-Impfstoffs zulassen. Des Weiteren muss eine effektive Impfkampagne geführt werden.

Risikogruppen schützen!
Menschen mit chronischen Erkrankungen und durch Krebsbehandlungen, Transplantationen oder Autoimmunerkrankungen immunsupprimierte Patienten werden heute im Stich gelassen. Durch das Fehlen von Schutzmassnahmen müssen sich Risikopatient*innen weitgehend aus dem öffentlichen Raum zurückziehen, wenn sie ihr Leben nicht gefährden wollen.
Die Situation von Menschen mit psychischen Erkrankungen hat sich während der Pandemie akut und nachhaltig verschlechtert, wie ein Bericht des Bundes zeigt. Trotzdem wurden psychische Erkrankungen noch immer nicht im Katalog der Risikogruppen aufgenommen. Sie erhalten also beispielsweise keinen erleichterten Zugang zu Impfungen. Verschiedene Studien zeigen, dass sich das Leiden von psychisch Vorerkrankten während der Pandemie massiv verstärkt hat. Der Ausbau von psychiatrisch-psychotherapeutischen Angeboten muss schnell und grossflächig erfolgen.
Für uns muss klar sein: Wir können nicht jede Infektion verhindern, aber wir können die Zahl der Betroffenen, der Todesopfer und den Schaden, welche die Gesellschaft von der mehrjährigen Pandemie davonträgt, vermindern.

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