Pharmaindustrie
Medikamente mit schädlichen Nebenwirkungen, verunreinigte Medikamente oder solche ohne jegliche Wirkung: Die Liste der Verbrechen der Pharmaindustrie scheint endlos. Geforscht wird an jenen Wirkstoffen, die Milliardenprofite versprechen. Warum sollte man also an Wirkstoffen gegen jene Erreger forschen, die mehrheitlich im globalen Süden vorkommen? Das denken sich viele Pharmakonzerne, wie beispielsweise Novartis, und ziehen sich aus der Forschung nicht-profitabler Antibiotika zurück. Dabei ist die Forschung in dem Bereich dringend nötig, denn Antibiotikaresistenzen sind ein wachsendes Problem. Insbesondere die Menschen im Globalen Süden werden davon viel härter getroffen: Schätzungsweise werden 2050 etwa zehn Millionen Menschen jährlich an Antibiotikaresistenzen sterben, davon leben acht Millionen in Afrika oder Asien. Gleichzeitig wird die Produktion in den globalen Süden verlagert, wo der Umweltschutz inexistent und die Arbeiter*innen möglichst widerstandslos ausgebeutet werden können. So werden diese Regionen doppelt getroffen.
«Rentabilität wird zur höchsten Maxime unseres Gesundheitssystems.»
Die Profitraten von Medikamenten, die sich zwischen 10% und 60% des Umsatzes bewegen, gehören zu den grössten aller Wirtschaftsbranchen. Grund dafür sind die Monopolstellungen, über die Pharmakonzerne für gewisse Medikamente verfügen. Ein Patent für ein Medikament sichert einem Konzern das alleinige Recht zur Herstellung und Vermarktung eines Medikamentes für zehn bis fünfzehn Jahre. Diese Monopolmacht wird rigoros ausgenutzt und führt zu stark überhöhten Medikamentenpreisen. Die Zahlen sprechen für sich: Roche und Novartis, die zwei grössten Schweizer Pharmaunternehmen gehören zu den 30 Unternehmen mit dem grössten Börsenwert der Welt.
Medikamente machen jedoch heute «nur» 12.7% der Gesundheitskosten der Schweiz aus. Der Kapitalismus strebt aber laufend nach einer Ausweitung der Gebiete, auf denen Gewinne erzielt werden können. Also soll nun auch der Rest unseres Gesundheitssystems für private Profitzwecke genutzt werden können.
Gesundheitsinsitutionen
Ein gebrochener Arm, ein entzündeter Blinddarm, eine Gehirnerschütterung oder sogar ein Tumor –wenn wir verunfallen oder krank werden möchten wir nur eines: Möglichst schnell wieder gesund werden. Ist das auch im Interesse der Gesundheitsinstitutionen? Natürlich, würde man denken. Doch die privaten Aktionär*innen haben ein anderes Ziel: Profit. Deshalb erleben wir, wie immer mehr Gesundheitsinstitutionen privatisiert werden. Das Ziel: Den Gesundheitsbereich für das Kapital weiter zu öffnen. Rentabilität wird zur höchsten Maxime unseres Gesundheitssystems. Durch Privatisierungen wird das Interesse grösser, die sogenannten «Pensionskosten» im Spital auszubauen. Will heissen: Es wird versucht möglichst viel Gewinn über das Zimmer, die Verpflegung oder andere Zusatzdienstleistungen zu machen. Während sich die Gesundheitsversorgung für die Reicheren verbessert, wird bei den Leistungen für die Mehrheit gespart.
«Unsere Gesundheit darf kein Konsumprodukt auf dem freien Markt sein.»
Im Bereich der Langzeitpflege verhält es sich nicht anders. Mit den Gesundheits- und Pflegedienstleistungen an sich lässt sich kaum Profit machen. Also werden die Kosten hier auf ein Minimum reduziert. Dieser Kostendruck führt dazu, dass immer effizienteres Arbeiten im Bereich der Pflege gefordert wird. Kostenreduktion, wo immer möglich. Doch hier stösst das System an seine Grenzen: Denn Pflege umfasst viele Arbeiten, die nicht rationalisiert werden können. Die Folgen: chronischer Personalmangel, ein Mangel an Betten, Mangel an Zeit, die pro Patient*in zur Verfügung steht und ein immenser Druck auf die Pflegefachkräfte.
«Die Profitraten von Medikamenten, (…) gehören zu den grössten aller Wirtschaftsbranchen.»
Letzten Endes bedeutet das auch, dass ungenügende medizinische Versorgung aufgrund von Fehlern und unzureichende medizinische Behandlung in Kauf genommen werden. Wer es sich nicht leisten kann, eine Zusatzversicherung abzuschliessen, riskiert damit seine Gesundheit. Und das in dem Land, das sich als jenes mit dem «besten Gesundheitssystem» weltweit rühmt. Der Zugang zu moderner medizinischer Behandlung ist zwar weitgehend für alle möglich, jedoch existieren bei der Pflege massive Unterschiede.
Gesundheit als öffentliches Gut
Unsere Gesundheit darf kein Konsumprodukt auf dem freien Markt sein: Gesundheit darf nicht vom Einkommen abhängig sein. Doch wie erreichen wir das? Die JUSO-Variante wäre die Verstaatlichung des gesamten Gesundheitsbereiches und eine gratis Gesundheitsversorgung, die direkt über die Steuern finanziert wird. Die Preise für Medikamente müssen auf das Niveau, das den Produktions- und Entwicklungskosten entspricht.