Interview mit Mattea Meyer
Geführt von Diego Loretan & Fabian Eckstein
Was ist das grösste Problem im Gesundheitswesen?
Die Krankenkassenprämien werden für viele Familien und Einzelpersonen zu einer immer grösseren Belastung. Während die Löhne und Renten seit Jahren gleich bleiben, haben sich die Krankenkassenprämien in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Und die Situation spitzt sich zu: Im nächsten Jahr kommt es zu einem massiven Prämienschock. Darum müssen wir endlich handeln und die Kaufkraft der Menschen schützen. Mit unserer Prämien-Entlastungs-Initiative sorgen wir dafür, dass kein Haushalt mehr als 10 % des verfügbaren Einkommens für Krankenkassenprämien ausgeben muss. Das macht auch volkswirtschaftlich Sinn: Nur wenn die Menschen genügend Geld im Portemonnaie haben, können sie sich mal ein Abendessen im Quartierrestaurant oder einen Kinobesuch leisten.
Was siehst du persönlich als optimales Gesundheitssystem?
Alle sollen Zugang zu einer qualitativ hochstehenden Gesundheitsversorgung haben. Dafür braucht es eine verstärkte Orientierung an den Gesundheitsbedürfnissen der Bevölkerung und eine sozialverträglichere Finanzierung. Um die Versorgungsqualität für die zunehmende Zahl älterer und chronisch kranker Patient:innen zu verbessern, muss die integrierte Versorgung als Grundmodell verankert werden. Mit einer Einheitskasse nach dem Vorbild der Suva könnten wir zudem dafür sorgen, dass eine gute medizinische Versorgung wieder für alle bezahlbar ist.
Mit einer Einheitskasse nach dem Vorbild der Suva könnten wir zudem dafür sorgen, dass eine gute medizinische Versorgung wieder für alle bezahlbar ist.
Wie ist der aktuelle Stand der Verstaatlichungspläne von Sandoz?
Unser Nationalrat und Vizepräsident Samuel Bendahan hat dazu eine Motion eingereicht, mit dem Titel: «Für ein Pharmaunternehmen im Dienste der Bevölkerung». Die Motion beauftragt den Bundesrat, Verhandlungen aufzunehmen, um das Unternehmen Sandoz, ein Teilkonzern des Pharmakonzerns Novartis, zu erwerben. Ziel ist es, dass der Bundesrat die wirtschaftliche Kontrolle über das Unternehmen erhält, um eine Unternehmensführung im Dienst des Gemeinwohls einrichten zu können – zum Beispiel im Bereich der Zugänglichkeit von Arzneimitteln, der Versorgungssicherheit sowie der partnerschaftlichen Forschung und Entwicklung. Die Motion wurde noch nicht beraten.
Fändest du eine komplett verstaatlichte Pharmabranche erstrebenswert?
Eine komplette Verstaatlichung des Pharmawesens hätte durchaus Vorteile: So könnte man zum Beispiel die exorbitanten Gewinne der Pharmabranche dämpfen. Grundsätzlich war die SP stets dafür, anhand staatlicher Kontrolle private Gewinnmaximierung zu unterbinden – so beispielsweise auch bei einer Abkehr von der unsozialen Kopfprämie bei den Krankenkassen.
Was denkst du persönlich über eine Einheitskrankenkasse und wann rechnest du mit einem neuen Anlauf zur Schaffung dieser?
Ein radikaler Systemwechsel in der Krankenversicherung ist unabdingbar, denn die Schwachstellen des heutigen Systems sind bekannt: Prämienexplosion, Risikoselektion, Diskriminierung von alten und kranken Versicherten, intransparente Reserven, Millionen-Boni für Manager und aggressive Werbung. Darum muss eine einheitliche öffentliche Krankenkasse mit einkommensabhängigen Prämien mittelfristig das Ziel bleiben. Wir bleiben als SP dran.